Mein Arbeitszimmer ist etwa 2,2×3,65m groß und akustisch eine Katastrophe. Dielenboden, großes Fenster, sehr viel Hall. Lauter Musikhören macht keinen Spaß und für Sprachaufnahmen muss ich unmittelbar an das Mikro ran, damit es gut klingt.
Um den Raum akustisch zu optimieren muss vor allem schalldämmendes Material her. Zu kaufen gibt es viel und mein erster Gedanke war Pyramidenschaumstoff an die Wand zu kleben. Dieser ist aber normal nur wenige cm dick und hat somit nur in höheren Frequenzbereichen eine Wirkung.
Die passende Idee kam aus der Lautsprecherbauszene: Dort wird als Alternative zum teuren Sonofil o.ä. die Polyesterwatte aus Ikea Kissen empfohlen. Für meinen Zwecke würde ich die Kissen ganz lassen und auf einen schönen Bezug achten.
Bestellt habe ich für rund 50€ achtzehn Ullkaktus Kissen mit weißem Bezug. Die Kissen sind 50x50cm groß und knapp 20cm dick. Die Dicke ist entscheidend für die untere Grenzfrequenz, also die Frequenz bei der noch nennenswerte Dämpfung auftritt. Für tiefere Frequenzen (und damit bei dickeren Dämmstoffen) sollte der Dämmstoff dazu eher locker sein und damit einen niedrigen Strömungswiderstand besitzen (vgl. Diskussion im Visaton Forum). Die Kissen sollten für diesen Zweck also ideal sein.
Nehmen wir eine Dicke von 20cm an, so liegt die untere Grenzfrequenz bei 572Hz. Eine tiefere Grenzfrequenz würde man erreichen, wenn man die Kissen etwas von der Wand weghängt, in diesem Fall etwa 10cm. Damit läge die untere Grenzfrequenz bei 286Hz, dafür fehlt mir aber leider der Platz. Eine hilfreiche Diskussion zu dem Thema gibt es im Hifi-Forum.
Das Ergebnis ist phantastisch! Es ist ein ganz ungewohntes Gefühl am Rechner zu sitzen und nicht jedem Tastaturanschlag mit Nachhall zu hören. Laut Musikhören macht nun richtig Spaß und die Sprachaufnahmequalität hat sich deutlich verbessert. Mit einem Abstand von 1m zum Mikrofon ist allerdings noch immer noch hörbar viel Hall, so dass ich schon über weitere Maßnahmen nachdenke. Vielleicht großflächig Polyestergefüllte Bettdecken an die restlichen Wände hängen?! Günstiger als mit diesen Materialien wird man kaum kommen.
Hier noch eine Messung vor und nach der Raumoptimierung. Aufgenommen wurde die Messung mit dem UMIK-1 Mikrofon und REW. Als Lautsprecher habe ich nur den Center der Logitech 5.1 Anlage im Bild verwendet und das Mikrofon stand vorne auf dem Tisch, wo ich normal sitze.
Die Zeit bis die Reflexionen eines Impulses im Raum -60dB erreicht haben betrug ohne Kissen etwa 325ms und mit Kissen rund 175ms.
Teil 2 der akustischen Raumoptimierung findet ihr hier.